Pressemitteilung zur Rede des Papstes im Bundestag

Der bayerische Gesprächskreis „Humanistinnen und Humanisten und Konfessionsfreie in der SPD“ begrüßt den Besuch des Papstes in Deutschland. „Das bringt das Thema Religion, Kirche und deren Bedeutung für unseren Staat in die öffentliche Aufmerksamkeit“, so der Sprecher des Kreises, Michael Bauer. Er sieht darin eine Chance, auch über nötige Veränderungen im Verhältnis von Staat und Kirchen und insbesondere die Rechte der Konfessionsfreien zu diskutieren.

Der Gesprächskreis erkennt bei den Beziehungen zwischen Staat und Religionsgemeinschaften inzwischen einen erheblichen Reformbedarf. „Unsere Gesellschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten auch in religiösen und weltanschaulichen Fragen vielfältiger geworden. Trotzdem werden die christlichen Kirchen noch immer einseitig privilegiert, durch direkte staatliche Geldzahlungen oder Einflussmöglichkeiten, z.B. im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in den Ethikräten zu wichtigen medizinischen oder gesellschaftlichen Fragen. Über ein Drittel der bayerischen Bevölkerung führt bereits ein Leben ohne religiöse Bezüge, in den Großstädten sind es sogar mehr. Für all diese Menschen sprechen diese Kirchenvertreter nicht. Daher braucht es hier dringend eine Neujustierung“, so Bauer.

Mit großer Skepsis begegnet der Gesprächskreis der Rede des Papstes im Bundestag. Er sieht darin einen Verstoß gegen die verfassungsmäßige Trennung von Kirche und Religion. „Wenn der Papst im Bundestag reden darf, dann müssten ja die Führer jeder anderen Religion aus Gleichheitsgründen demnächst auch dort auftreten dürfen. Die Ausrede, dass Dr. Ratzinger als Staatsoberhaupt sprechen würde, ist scheinheilig. Wenn das so wäre, dann würde er im Straßenanzug über die auswärtigen Beziehungen der Bundesrepublik zum Vatikanstaat sprechen – welche das dann auch immer sein mögen. Das wird er aber wohl nicht tun, sondern er wird in seiner üblichen Dienstkleidung eine religiöse Ansprache halten. Zur Kanzel welcher Religion auch immer taugt unser Parlament aber nicht.“

Die Kritik christlicher Würdenträger und Politiker an der Absicht von vielen Bundestagsabgeordneten auch der SPD, der Papstrede fernzubleiben, verurteilt Bauer als „Anmaßung“. „Bischöfe und andere Kirchenfunktionäre haben den gewählten Abgeordneten keine Vorschriften zu machen“, sagte Bauer.

Die Religionsfreiheit ist ein hohes und mühsam erkämpftes demokratisches Gut. Daher respektiert der humanistische SPD-Gesprächskreis auch die Botschaften Benedikts XVI als relevante Aussagen für seine Religionsgemeinschaft, heißt ihn persönlich in Deutschland herzlich willkommen und wünscht allen Gläubigen bei seiner Reise durch Deutschland viel Spaß und anregende Erlebnisse.